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Ein Absurdistan der Extraklasse

VON ANJA MUSICK, 18.12.06, 07:12h

Satiriker müssen nicht immer verbissen sein. Der 64-Jährige wirkte beim Literaturforum jedenfalls locker und sympathisch.

Frechen-Königsdorf - Was die Leute beim zehnten Königsdorfer Literaturforum so alles von ihm wissen wollen: Ob man die kassenärztliche Vereinigung abschaffen solle. Ob die Gesundheitsreform eine Satire sei. Und wie viele Menschen mehr stürben, wenn das Gesundheitsbudget um die Hälfte gekürzt würde.

Nun, Gynter Mödder (64) ist zwar Arzt, nämlich Nuklearmediziner. Und er ist ein kritischer Doktor, der Missstände hinterfragt und anprangert. Ein Patentrezept für sämtliche Probleme des Gesundheitssystems hat er aber nicht parat. Jedoch verfügt der Mann, der sein Haus in Glessen mit allerlei Mäusen bevölkert und zum Mauseum erklärt hat, über einige vorzügliche Eigenschaften, die ihm die Sicht auf die Dinge des Lebens erleichtern und als Gegenmittel bei drohender Verbitterung eingesetzt werden können: kreative Energie, satirische Distanz und die Lust am Fabulieren. „Wie viele Leute mehr sterben würden? In Israel hat die Ärzteschaft mal wirklich ganz konsequent gestreikt. Wissen Sie, was passiert ist? Die Sterblichkeitsrate ist in dieser Zeit gesunken."

Die Stimmung im evangelischen Gemeindehaus ist gelöst. Da sitzt einer, der sich von dem Wissen um die Ungerechtigkeiten in der Welt nicht hat in die Knie zwingen lassen. Diese humorvolle Gelassenheit ist ansteckend. Die rund 100 Menschen entspannen sich. Aber eigentlich ist der schreibende Mediziner („Tiefgang, der Mäusephilosoph", „Lasst mich leben", „Leben mit Strahlen") ja gekommen, um aus seinem neusten satirischen Buch „Gullivers fünfte Reise" vorzulesen. Schließlich geht es um Literatur.

Ganz im Stil des Klassikers aus der Feder des irischen Kirchenmanns Jonathan Swift hat er sich im Roman auf eine Reise in ein erfundenes Land begeben, ein Absurdistan der Extraklasse. Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Gesellschaften und lebenden Menschen sind offenbar vollkommen beabsichtigt.

Und manchmal bleibt einem das Lachen regelrecht im Halse stecken. Etwa dann, wenn der Autor von den albernen Auswüchsen in einer überalterten Gesellschaft erzählt, in der die Rentner auf die wenigen jungen Arbeitnehmer, die „Siebenprozenter", auch „Idiötchen" genannt, strafend einschlagen. Nämlich dann, wenn die sportiven, weltreisenden Alten die müden Geldlieferanten beim vermeintlichen Müßiggang erwischen.

Auch spart der Autor nicht an Kritik am wissenschaftlichen Betrieb und den sich darin hervortuenden Koryphäen. Die Zuhörer haben ihre helle Freude an diesem anekdotenhaften Roman voller Tollheiten und Paradoxien. Die sich an die Lesung anschließende Diskussion könnte wohl ewig weitergehen. Allein die Uhr mahnt zum Aufbruch. Und so beendet der Autor und Journalist Jürgen Streich, der durch den Abend geführt hat, die inspirierende Runde.

Quelle: KStA vom 18.12.2006

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Zehntes Königsdorfer Literaturforum

„Gullivers fünfte Reise“

- Satire oder Wahrheit?

Der Glessener Gynter Mödder, Professor für Nuklearmedizin, Autor zahlreicher Sach- und Fachbücher sowie Sprecher des Autorenkreises Rhein-Erft, stellt am 14. Dezember 2006 um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Königsdorf (Ecke Pfeilstr. / Franz-Lenders-Str.) seinen realsatirischen Roman „Gullivers fünfte Reise“ vor und diskutiert mit dem Publikum über den Zustand der Gesellschaft im allgemeinen und den des Wissenschaftsbetriebes – speziell der Medizin – im besonderen.

„Deutlicher kann Kritik an Gesellschaft und Wissenschaftsbetrieb kaum sein. ‚Gullivers fünfte Reise’ ist paradox und sprachwitzig, eine vergnügliche literarische Tour nach Absurdistan“, schrieb die „Kölnische Rundschau“ kurz nach Erscheinen des neuesten Romanes von Gynter Mödder treffend. Doch es stellen sich die Fragen: Wo liegt Absurdistan? Ist es so weit weg, wie der Name vermuten lässt, oder liegt es gleich nebenan? Ist es gar nur eine andere Bezeichnung für das Land, in dem wir leben?

Vieles spricht dafür. Der Begründer und Leiter des international hochangesehenen Ehrenpreis-Instituts für Swift-Studien, Prof. Hermann Josef Real, bescheinigt Mödder im Vorwort zu seinem Buch, Jonathan Swifts beißende Gesellschaftskritik in „Gullivers fünfte Reise“ folgerichtig fortgeschrieben zu haben. Swift wäre literarisch wohl sehr zufrieden.

Doch Mödder ist mit den realen Zuständen des beginnenden 21. Jahrhunderts nicht zufrieden. Zu viele Nichtskönner, kritisiert er, können sich in der modernen Gesellschaft hierzulande und andernorts nach oben schleimen und dort Einfluss auf Politik, Wirtschaft und auch Kultur nehmen – nicht zuletzt aus eigennützigen Gründen. Anhand realer Beispiele u.a. aus dem Wissenschafts- und speziell dem Medizinbetrieb wird Gynter Mödder auf dem „Königsdorfer Literaturforum“ darstellen, wie ein Gemeinwesen sich selbst in größte Schwierigkeiten bringt, wenn es sich immer weiter einer um sich greifenden Dekadenz unterwirft.

Eine engagierte Diskussion mit dem Publikum über die aktuelle Bundes- und Weltpolitik ist vorprogrammiert.

Der Eintritt zu der von dem Königsdorfer Journalisten Jürgen Streich moderierten Veranstaltung ist, wie immer beim „Königsdorfer Literaturforum“, frei.

Quelle Mödder, 09.12.2006