Ist BoA noch modernste Technologie?
VON REGINA
BAPPERT, 10.03.07, 07:15h
BERGHEIM. Die
Sozialdemokraten gehen davon aus, dass RWE Power in Kürze im
Regionalrat die Änderung des Gebietsentwicklungsplanes (GEP)
zugunsten des Baus neuer BoA-Blöcke in Niederaußem beantragen wird.
Das Änderungsverfahren sei „eine der letzten Einflussmöglichkeiten
der Politik auf das Unternehmen“. So schrieben es der Vorsitzende
der Sozialdemokraten im Rhein-Erft-Kreis, Guido van den Berg, und
der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bergheimer Stadtrat, Kai Faßbender,
in einem Positionspapier, das sie gestern bei einem Pressegespräch
vorstellten.
Vor einer
möglichen Zustimmung zum Antrag müsse aber sichergestellt werden,
dass das, was in Niederaußem gebaut werden soll, wirklich das
Neueste vom Neuen sei und nicht lediglich „die letzte moderne Form
einer veralteten Technologie“. Damit beschreibt der Vorsitzende der
SPD Mittelrhein Dietmar Nietan die BoA-Technologie, die letztendlich
auch nichts anderes sei als das Verbrennen von Kohle. Die Zukunft
liege aber wohl eher in der Verbrennung von Gas - das aus Braunkohle
gewonnen werde könne, aber unter anderem auch aus Klärschlamm
(„Biomasse“) und Hausmüll („Reststoffe“). Es sei also die Frage zu
stellen, ob die nächsten Blöcke, die RWE in Angriff nehme, noch
BoA-Blöcke seien sollten.
Mehr
Arbeitsplätze,
neuere
Technologie
Ob es nicht
besser wäre, der Konzern baue gleich IGCC-Kraftwerke mit
integrierter Vergasung („Integrated Gasification Combined Cycle“)?
Guido van den Berg: „Es reicht uns nicht, wenn RWE sagt, dass das,
was sie bauen wollen, die modernste Technologie sei. Das muss
untersucht werden.“
Mit bloßen
Absichtserklärungen wollen sich die Sozialdemokraten nicht mehr
zufriedengeben. 1994 hatte RWE zugesichert, dass nach dem Bau der
neuen BoA-Blöcke alte Anlagen abgeschaltet würden. Dies ist in
Niederaußem nicht geschehen. Die SPD fordert jetzt einen rechtlich
verbindlichen Zeitplan für die Abschaltung der vier um die 40 Jahre
alten Niederaußemer Blöcke.
Die
Sozialdemokraten wollen außerdem, dass RWE wieder mehr Arbeitsplätze
für Menschen aus der Region schafft. Ihnen ist bei der Verteilung
von Flugblättern vor den Werkstoren aufgefallen, so Faßbender, „dass
immer mehr Arbeiter, die dort ein- und ausgehen, den rosa Ausweis
der Unternehmensfremden haben.“ Die Politiker haben den Eindruck,
dass der Konzern immer mehr Arbeit auf Firmen verlagere, die ihre
Arbeiter für den Einsatz aus Osteuropa nach Bergheim holen.
Außerdem
solle der Konzern in einen Strukturentwicklungsfonds einzahlen, der
die Veränderung der Region zu einem Standort vielfältiger
Energietechnologie-Firmen vorantreibe.
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