Mulitmedia-Lesung im Glessener Mauseum
Zwölf Autoren des Autorenkreises Rhein-Erft präsentierten ihre
Werke
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Ein Tonband spielte Karl Rovers bei der Multimedia-Lesung
im Mauseum ab.
Bergheim-Glessen (rb). Eine
Multimedia-Lesung war im Rahmen des Literaturherbstes im
Glessener Mauseum angekündigt, doch wer hätte gedacht, dass
man es mit einem fünfzig Jahre alten Kassettenrekorder zu
tun bekommt? Karl Rover präsentierte seine kurze
Gedicht-Lesung seiner deutschen "Übersetzung" des
Beatles-Klassikers "Obladi Oblada" per MC-Aufnahme. Zur Not
hatte er sogar eine Zange dabei, um für den Fall, dass die
Knöpfe am Gerät klemmen sollten, gerüstet zu sein. Er las
Gedichte in kölscher Mundart vor. Die meisten anderen der
insgesamt zwölf vortragenden Autoren des Autorenkreises
Rhein-Erft nahmen das Schlagwort Multimedia weitaus
zeitgemäßer. So ließ die Schriftstellerin Dolores Burkert
den Kurzfilm "Auszeit" der Kölner Theater-, Film- und
Fernsehwissenschafts-Studentin Christina Kalfopoulos im
Hintergrund ihrer Lyrik laufen. Der Film wurde nach Vorlage
ihrer Gedichte gedreht.
Meist wurden bei den Vorträgen dagegen passende Bilder mit
dem Beamer auf eine Leinwand geworfen.
Für Joachim Christian Huths Kurzgeschichte "Wenn Präsidenten
zu sehr lieben oder Worum geht´s?" spielte Gynter Mödder,
der selbst Passagen aus seinem neuesten Roman "Gullivers
fünfte Reise" bei der Veranstaltung vortrug und als "Mödderator"
die Moderation übernahm, vorzugsweise komische Bilder George
W. Bushs ab.
In Huths Geschichte wird ein Bekannter des Ich-Erzählers von
seiner Frau samt Tochter verlassen und schafft es nicht,
loszulassen. Er schreibt seiner Tochter noch ständig, ruft
sie an und schickt ihr Päckchen, um ihr zu zeigen, dass er
für sie da ist. Er erhält aber keine Antwort. Der
Ich-Erzähler rät ihm, die Tochter nicht durch diese
Liebesbekundungen wegzujagen, sondern sie einfach mal in
Ruhe zu lassen und nicht zu zerstören, was er liebt. Dazu
vergleicht der Ratgeber das Vorgehen des Verlassenen mit den
"Liebesgaben" des US-Präsidenten: "deine Liebe ist wie
Krieg. Deine Zuwendung ist Terror. Deine Geschenke sind
Waffen."
Jüngster Vortragender war Gerrit Wustmann, der aus seinem
Werk "Erinnerung & Morgenröte" Lyrik und Prosa präsentierte.
Der erst 24-Jährige ist seit sieben Jahren Mitglied im
Autorenkreis.
Musikalisch untermalt wurde das Programm vom Liedermacher
Hans Ische, der seine Gedichte gitarrespielend vortrug.
"Da man bei Literaturveranstaltungen nie weiß, wie viel
Publikum letztlich eintrifft, haben wir in mehreren Räumen
Beamer installiert, damit alle Gäste das Programm wenigstens
in einer Live-Schaltung verfolgen können", erklärte Mödder. |
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Quelle: Sonntagspost 21.10.2006
Der Reiz der Häppchen
VON JOACHIM RÖHRIG,
17.10.06, 07:12h, AKTUALISIERT 17.10.06, 10:43h
Bergheim-Glessen
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Gut,
dass die Veranstaltung, mit der sich der Autorenkreis Rhein-Erft (ARE) am
Literaturherbst beteiligte, am Samstag bereits gegen 16 Uhr begann. Denn um
diese Tageszeit herum sollen die meisten Menschen vom Bio-Rhythmus her besonders
aufnahmefähig sein - und geistige Frische war gefordert angesichts des
vielschichtigen und dicht gedrängten Programms, mit dem die Literatinnen und
Literaten die mehr als 100 Gäste im Glessener Domizil von Autorenkreisleiter
Professor Dr. Gynter Mödder erfreuten.
Gleich
13 Mitglieder des 25-köpfigen Kreises von ambitionierten Autorinnen und Autoren
aus der Region trugen in Mödders „Mauseum - dem ersten und bedeutendsten
Mäusemuseum nördlich des Südpols“ Ausschnitte aus ihren Werken vor. Acht bis
zehn Minuten durfte jeder Teilnehmer lesen. Es galt also, in ziemlich kurzer
Abfolge ziemliche viele literarische Häppchen zu verdauen. Satiren gab es da und
Auszüge aus Romanen, vor allem aber Gedichte gleich im Dutzend. Und damit nicht
genug: Auf dem Programm stand keine einfache, sondern eine „Multimedia-Lesung“:
Parallel zum Gelesenen wurden Bilder, Filme oder Texte auf die Leinwand
projiziert; manchmal erklang dazu noch Hintergrund- oder Zwischenmusik. Kein
Wunder, dass in den Pausengesprächen hier und da das Thema „Reizüberflutung“
erörtert wurde.
Andererseits gab es aber eben auch viel zu entdecken. Zum Beispiel die von purer
Freude am grazilen Spiel mit Worten und von feiner Ironie gekennzeichneten
Gedichte einer Christa Wißkirchen oder eines Gerrit Wustmann. Oder den von
hintergründigem Humor getränkten Roman von Gynter Mödder, der sich in „Gullivers
fünfte Reise“ augenzwinkernd als Jonathan Swift der Gegenwart versucht. Oder
aber die zu Herzen gehenden, teils in kölsch geschriebenen Verse des früheren
Bergheimer Grundschulrektors Karl Rover, der auf einem alten Radiorekorder die
Tonbandaufnahme einer literarisch-musikalischen Gemeinschaftsproduktion mit
seinen Enkelinnen abspielte.
Richtig gut konnte Dolores Burkert den Multimedia-Ansatz zum Tragen bringen,
denn von Gedichten aus ihrem Band „Auf Reisen und Abwegen“ ließ sich die junge
Regisseurin Christina Kalfopoulos zu einem am Samstag ebenfalls gezeigten, mit
viel Beifall bedachten Kurzfilm inspirieren.

Während
Gynter Mödder aus seinem "Gulliver"-Roman las, waren auf der Leinwand
Illustrationen von Carl Lambertz zu sehen. (Quelle KStA v. 17.10.2006)
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