Karneval Brauchtum 
Home Nach oben Was gibt es Neues ? Archiv Termine Auskünfte Zahlen & Fakten Ärzte, Geschäfte Kirche, Institutionen Vereine Katzen u. Tierschutz Dauerthemen Geschichte Bilder Karneval Politik Kommunalrecht Stadtplan Downloads Umfrage Newsletter Postkarten Gästebuch Diskussionsforum Links Impressum

 

Alaaf!
Von Doris Richter

Für alle „Immis“ (wie mich) und für alle die es schon immer mal ganz genau wissen wollten, hier nun fast alles zum Thema Karneval in unserer Region:

Die Jeckenzahl Elf

Der Karneval beginnt im November, dem Monat der Besinnung auf Tod und Vergänglichkeit.
Es klingt für ein Freudenfest unlogisch, geht jedoch zurück auf die zeitliche Abfolge griechischer, römischer und germanischer Traditionen, denen man auch in unseren Tagen noch teilweise folgt. Der Kölner Karneval wurzelt auch heute noch in kultischen Bereichen, die eine lange Geschichte haben.

Der „Elfer-Rat“ ist aus dem Festornenden Comité hervorgegangen, das sich 1823 bildete, um den Karneval neu zu organisieren. Der „Kleine Rat“ umfasste zwar 1823 noch 13 Mitglieder und erweiterte sich danach auf 15 bis 20 Personen. Die feste Zahl Elf entwickelte sich erst langsam, bis man sich 1830 auf die Elf festgelegt hatte. Heute besteht der Elferrat einer Karnevalsgesellschaft aus 11 Vorstandsmitgliedern einschließlich des Präsidenten.

Die Feier des 11. im 11. entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als feierliche Eröffnung der beginnenden Karnevalssession. Dieser Tag ist die große Vorfeier, an der das neue Dreigestirn der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Die Zahl Elf ist das Symbol der Narretei. Sie symbolisiert die Einheit im Karneval. Sie stellt die Eins neben die Eins als Zeichen der Gleichheit aller Narren. Jeder Jeck unter der Narrenkappe sollte eine selbstständige und gleichberechtigte Person sein.

 

Was bedeutet Rosenmontag?

Der Rosenmontag oder auf kölsch „Rusemondaach“ (Ruse = Rosen) erinnert an den Sonntag Lätare, den Rosensonntag, der in Köln seit dem 16. Jahrhundert als „Halbfasten“ gefeiert wurde. Das strenge Büßen und Fasten wurde für einen Tag unterbrochen.

Am Rosensonntag fand auch das Winteraustreiben statt, wobei eine Strohpuppe herumgeführt und verbrannt wurde (vgl. unsere heutige Nubbelverbrennung). Das Winteraustreiben hatte seinen Ursprung in heidnischen Bräuchen, wie auch heute noch die Wurzeln des Karnevals weit zurück in kultische Bereiche gehen, die eine lange Geschichte haben.

Als der Karneval 1823 reformiert wurde, hat man erst einmal das Lätarefest übernommen und noch bis 1832 beibehalten. Danach trat dann der Name Rosenmontag als „Mittfastnachtstag“ in den Sprachgebrauch, denn die Hauptkarnevalstage waren von Karnevalssonntag bis Karnevalsdienstag. Aus dem Mittfastnachtstag wurde der Rosenmontag und aus dem Maskenzug wurde der Rosenmontagszug.

 

Das Dreigestirn

Als 1823 der Karneval neu organisiert wurde, gab man dem Fest den Helden Karneval als Mittelpunkt. Das Gewand des Helden war dem eines Kaisers nachgebildet, er trug eine goldene Krone mit einem Pfauenschweif, dem Symbol der Unsterblichkeit. Die Karnevalsmütze gab es zu der Zeit noch nicht. In der rechten Hand trug er ein Zepter, in der linken eine „Waffe“, die heutige Pritsche. Aus dem Gewand des Helden wurde im Laufe der Jahre das Kostüm des Prinzen. Das heutige Prinzenkostüm ist der burgundischen Mode in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachgearbeitet. Nach dem Krieg 1870/71 wurde aus dem Helden Karneval der „Prinz Karneval“. Eine Prinzenproklamation gibt es erst seit 1936. Die Kölner Jungfrau trat schon 1823 beim ersten Maskenzug auf.

Sie nahm noch nicht regelmäßig am Zug teil, sondern nur, wenn sie sich ins Thema einordnen ließ. Die Jungfrau ist eine Symbolfigur und wird erstmals 1570 erwähnt. Sie symbolisiert die freie, unabhängige und keiner fremden Macht unterworfene Stadt Köln. Sie trägt eine Mauerkrone auf dem Kopf, als Zeichen der Unbesiegbarkeit der Stadt Köln. Die Kölner Jungfrau wird, bis auf zwei politisch angeordnete Ausnahmen, von einem Mann dargestellt. Die Männerrolle hat sich ohne Überlegung ergeben, da der Karneval, soweit es sich um den organisierten Karneval handelt, eine reine Männerangelegenheit war. Die traditionsbewussten Gesellschaften, die auch heute noch überwiegend das Dreigestirn stellen, haben keine Frauen als Mitglieder. Es ist also eine alte Tradition, dass Männer die Jungfrau darstellen. Außerdem steckt in der männlichen Jungfrau so viel Witz und Komik, dass man sie in Köln nicht missen möchte.
Eine umstürzende Neuerung gab es 1938 und 1939 - die Jungfrau wurde von einer Frau dargestellt. Grund war die Partei, die Thomas Liessem, den Vorsitzenden des Festausschusses unter Druck setzte. Es gab damals einen scharfen Kampf gegen die Homosexualität. Da der Festausschuss Kölner Karneval ohnehin in der Schusslinie der NSDAP stand und man jeden Stein des Anstoßes aus dem Weg räumen musste, gab man dem Druck  der Partei nach. Die Jungfrau wurde von einer Frau dargestellt.

1938 war es Paula Zapf, eine Angestellte der Firma Bierbaum und Proenen und 1939  Else Horion, eine Kindergärtnerin der Firma Stollwerk. Die Jungfrau wurde nach dem Krieg wieder von einem Mann verkörpert. Das hat nichts damit zu tun, dass sich die weiblichen Jungfrauen nicht bewährt hätten, oder dass die Rolle sie körperlich überfordert hätte, es war ganz einfach ein Verstoß gegen die Tradition.

Der Kölner Bauer wird 1422 erstmals erwähnt als Schildhalter des Reiches, später wird er zum Schildhalter der Stadt. Der Bauer geht erstmals 1825 im Maskenzug mit. Auch er nahm nur am Zug teil, wenn er sich ins Thema einordnen ließ. Bauer und Jungfrau waren damals unabhängig von einander und unabhängig vom Prinzen. Ab 1883 sind Bauer und Jungfrau feststehende Figuren des Kölner Karnevals, die gemeinsam mit dem Prinzen auftreten, aber bis heute getrennt von ihm im Rosenmontagszug fahren. Erst ab 1938 spricht man vom Dreigestirn. Den Hut des Bauern zieren 125 Pfauenfedern. Die Pfauenfeder ist das Symbol der Unsterblichkeit und versinnbildlicht hier die Unsterblichkeit der freien Reichsstadt Köln, die der Bauer verkörpert. Der Dreschflegel ist das Zeichen der Wehrhaftigkeit.
 

Weiberfastnacht

Die Weiberfastnacht war schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vorwiegend eine Angelegenheit der Marktfrauen. Nach der Aufhebung der Märkte auf dem Alter Markt im Dritten Reich und dem sozialen Absinken des Marktviertels artete die Feier immer mehr aus. Nach dem Krieg erfuhr die Weiberfastnacht durch die Zeitumstände neue Ideen sowie eine Umgestaltung.

Sie, die sich vor dem Krieg auf das Marktviertel beschränkte, rückte nach dem Krieg in die Reihe der Hauptfesttage ein. Die Frauen drängten in die Betriebe, sie wurden wirtschaftlich selbstständiger und durch das Grundgesetz kam die Gleichberechtigung. Das Selbstgefühl der Frauen erhielt einen Auftrieb, und sie ernannten die Weiberfastnacht zu ihrem Tag.

Der Brauch, dass Frauen an Weiberfastnacht den Männern die Krawatten abschneiden, soll erst unmittelbar nach 1945 entstanden sein. Es gehört zum Fastnachtsspaß in Köln. Vermutlich spielt dabei der Gedanke mit, dass die Frauen an Weiberfastnacht das Regiment führen und so den Männern zeigen, wer das Sagen hat. Der Brauch flaut aber aus der heutigen Sicht schon wieder ab. Vielleicht auch deshalb, weil die Männer an Weiberfastnacht kaum noch eine Krawatte tragen.

 

Die Nubbelverbrennung

Nubbel ist ein kölscher Begriff, der schon vor der Jahrhundertwende im Sprachgebrauch war. Er wird benutzt, wenn man keine näheren Angaben machen kann oder will z. B. „Nubbels Chris“ (= irgendwer), „dä es beim Nubbel“ (= irgendwo), „dat wor dä Nubbel“ (= irgendwer). 

Aus der Literatur ist über den Brauch der Nubbelverbrennung nichts zu erfahren. Es ist anzunehmen, dass der Ursprung des Brauchs in den griechischen Mythen zu suchen ist, wo sich auch Priesterkönige zu ihrem eigenen Ruhm und zum Ruhm der Gottheit selber als öffentliches Opfer darbrachten. Heidnischer Kult ist über Jahrhunderte lebendig geblieben und lebt teilweise noch im heutigen Brauchtum fort.

Der Nubbel hängt während der Karnevalstage über der Kneipentüre oder aus dem Fenster und hat seinen großen Auftritt am Karnevalsdienstag, wenn er unter großem Wehklagen, das mehr und mehr in wüste Beschimpfungen übergeht, zu Grabe getragen wird. Dies geschieht um Mitternacht des Karnevalsdienstags. Hat man sich vorher noch beim Kölsch bützend und schunkelnd in den Armen gelegen, wird es plötzlich still. Es wird eine Litanei auf kölsch verlesen von Abschied und Trauer und einem geliebten Menschen, dem Nubbel, der sterben muss. Klagerufe werden laut bis die Stimmung umschlägt. Jetzt wird der Nubbel beschimpft als Herumtreiber, Faulenzer und Säufer, der den Tod verdient. Plötzlich sind sich alle einig, dass er den Tod durch Verbrennen erleiden muss. Mit dem Nubbel wird symbolisch der Karneval begraben.

 

Aschermittwoch

Seit dem 7. Jahrhundert beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit. An diesem Tag bekamen die Büßer Asche aufs Haupt gestreut. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts ließen sich hauptsächlich die Priester geweihte Asche zum Zeichen des Schuldbewusstseins aufs Haupt streuen.

Die Kölner Karnevalsgesellschaften schließen am Aschermittwoch die Session mit einem Fischessen ab. Hier lässt man bei einem gemeinsamen Kehraus die vergangenen Veranstaltungen noch einmal Revue passieren. Manche Gesellschaften begraben noch einmal intern den Nubbel, und es wird auch noch mal wehmütig, weil nun alles vorbei ist, ein Karnevalslied gesungen. Danach beginnen die Unentwegten schon wieder Pläne für die neue Session zu schmieden, während die anderen nur auf den anschließenden Erholungsurlaub vom Karneval warten. Viele Gesellschaften sind dazu übergegangen, das Fischessen auf das Wochenende zu verlegen, damit die Mitglieder sich erst einmal ausschlafen können, denn abgekämpft ist jeder am Aschermittwoch von den „Strapazen“ der Session.