Zum 17. Mal bauten die Glessener Mongolen ihr Lager auf.
Viele neugierige Besucher guckten in die Zelte. - Die Jurte zieht alle
Blicke auf sich. Sie ist nämlich echt. Aus der Mongolei. Fürst Batou hat sie
mitgebracht und aufgebaut. Menschen betreten die Behausung voller Ehrfurcht.
Eine Großfamilie könne in diesem runden Nomadenzelt wohnen, erfahren sie. Und
zwischen den sich in der Mitte befindenden Stützstangen hindurch dürfe keiner
laufen, denn das bringe Unglück. In der Jurte fühle man sich immer heimelig. Bei
45 Grad minus ebenso wie bei 30 Grad plus. Die Menschen nicken.
Doch den harten Alltag in der mongolischen Steppe können sie sich nicht so recht
vorstellen. Das fällt im gemäßigten Klima auf dem Glessener Dorfplatz auch sehr
schwer. Gut, es regnet ab und zu. Aber so richtig ungemütlich ist es nicht.
Fürst Batou, der Zelteigentümer, ist ja auch kein echter Mongole. Im wahren
Leben heißt er Wilfried Danbach und kommt aus Köln.
Die Steppe ist weit weg, aber ihr Ruf dringt bis zur Dorfmitte. Die Glessener
Mongolen geben sich im Rahmen ihres 17. Lagers nicht nur die Ehre, sondern auch
alle Mühe, raubeinig, wild und ursprünglich zu wirken. Bläders Horde aus Hürth
und Schamanin Bööutkan werden mit dumpfem Getrommel empfangen. 20 Gruppen sind
eingeladen worden. Ob die kommen, steht in den Sternen. „Anmeldungen sind bei
den Mongolen nicht üblich“, erklärt Pressesprecher Ralf von Essen. Na ja, die
Hürther sind ja schon mal da. Und auch „Dschingis Khans Erben“ aus Köln. Fürst
Munlik aus Glessen, der eigentlich Max Werneburg heißt, empfängt die Gäste an
einer großen Tafel. Viel Gold steht herum. Trinkhörner, glitzernde Beute, Felle.
Es wird gebrüllt und gepoltert. Zum Fürchten.
Die fünfjährige Celina und die neunjährige Virginia finden das nicht.
Unerschrocken sitzen sie in der Mitte der Sippe und beobachten alles neugierig.
Dabei sind sie erst gemeinsam mit ihrer Mutter Christine Dosa seit einem halben
Jahr mit von der Partie. „Ein Freund hat mich mal zu einem Lager mitgenommen.
Und das fand ich so toll, dass ich gleich Mitglied geworden bin“, erzählt die
junge Frau, die noch keinen mongolischen Namen hat. Den bekommen Neuankömmlinge
erst nach einem Jahr. Die Kinder könnten im Lager noch Kinder sein, brüllen,
toben. Das störe niemanden. Die Gemeinschaft sei so schön. Man schliefe auf dem
Boden, sei der Natur nah – Dinge, die es im Alltag nicht mehr gebe.
Quelle: VON ANJA MUSICK Bergheim-Glessen / KStA vom 26.08.2008
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