St. Martin 
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Martinszug für 2006: Dienstag, 07.11.2006 / 18:00 Uhr / an der Rochusschule

 

(Quelle: Sonntagspost 05.11.2005)

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Bekommt der Heilige Martin Konkurrenz?

Martinszüge endeten früher oft in Schlägereien

Rheinland. Wenn in den Tagen um den 11. November die Kinder wieder singend durch die Straßen ziehen, dann tauchen neben den klassischen Laternen immer häufiger auch ausgehöhlte Kürbisse mit Fratze in den Martinszügen auf. Diesen aktuellen Trend führen die Volkskundler des Amtes für rheinische Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland auf den Einfluss von Halloween zurück.

Seit etwa zwei Jahren gehen die Kinder im Rheinland nicht mehr nur zu Sankt Martin von Tür zu Tür, um Süßigkeiten zu sammeln. Schon am 31. Oktober, dem Halloween-Abend, machen sich manche von ihnen in schaurig-schöner Verkleidung auf den Weg und fordern nach amerikanischem Muster „Trick or Treat", also „Süßes oder Saures". Damit scheinen die Martinszüge und das traditionelle „Schnörzen" in den Tagen vor dem Martinsfest eine unerwartete Konkurrenz durch den neuen Gruselbrauch aus den USA bekommen zu haben.

Streiche und Geister statt beschaulicher Martinslieder - kaum jemand weiß, dass das Martinsfest auch früher schon nicht immer nur gesittet verlief. Im 19. Jahrhundert endete es sogar oft in wilden Schlägereien. Es ging recht derb zu, wenn die Kinder bei ihren Heischegängen um Brennmaterial für das Martinsfeuer bettelten. Rivalisierende Gruppen versuchten, die Holzstöße wechselseitig vorzeitig anzuzünden. Es kam zu Schlägereien, die sogar Eingang in manche Martinsverse fanden. Aus der Geilenkirchener Gegend ist das 'Kampflied' überliefert: "Zent Määrte, Zent Määrte, De Kalver hant lang Stärte, De Jonge sent Rabaue, De Mädche wolle mer haue!"

Das alles mag den Kindern zwar viel Spaß gemacht haben, doch Betteln, Prügeln und unkontrolliertes Hantieren mit dem Feuer lief allen bürgerlichen Vorstellungen zuwider. Dr. Alois Döring, LVR-Volkskundler im Amt für rheinische Landeskunde: "Das passte nicht in die ästhetische und pädagogische Vorstellungswelt der bürgerlichen Gesellschaft. Erst versuchten die Eltern dem Nachwuchs Manieren beizubringen, und dann tobten wüste Züge rüde heischender Kinder durch die Straßen." Deshalb begannen die Erwachsenen, das Martinsfest selbst in die Hand zu nehmen und zu reglementieren. Es begann in Düsseldorf wo im späten 19. Jahrhundert schon von Umzügen mit Laternen berichtet wird. Geschnitzte Kürbisse oder Rüben dienten dabei als Laternen: "Sobald der Abend des 10. November herankam, befestigten die Kinder auf dem Boden des Kürbisses eine Kerze, zündeten sie an und wanderten auf die Straße. Jeder ging mit seinem Laternchen herum, wie er wollte. Das Gedränge wurde mit der Zeit lebensgefährlich", so ein Zeitgenosse. Um 1890 überführte man deshalb das "Durcheinander der Kürbis-Laternen" in wohlgeordnete Züge. Nach 1900 bürgerte sich der reformierte, "pädagogisch wertvolle Martinsbrauch" mit Laternen-Umzug, Ritt und Feuer ein, welchen bis heute Martinskomitees, Vereine oder Schulen organisieren.

Quelle: 08.11.2001  - Birgit Karg / Presseamt LVR / 02 21 / 809-7711 http://www.lvr.de/app/Presse/Archiv.asp?NNr=13
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Über 1.600 Jahre Gedenken an den heiligen Martin von Tours

Von Doris Richter

Vor kurzem hat Papst Johannes Paul II. bei seinem Pastoralbesuch in Frankreich am Grab des heiligen Martin von Tours gebetet. Dieser Heilige, der das Reich der Franken und die von ihnen besiedelten Gebiete geprägt hat, war in der lateinischen Kirche der erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte. Vor mehr als 1.600 Jahren, am 8.11.397, ist der dritte Bischof von Tours gestorben. Martin, personales Bindeglied zwischen Rom und dem Frankenreich, verkörperte modellhaft für Jahrhunderte das neue spätantike Priester- und Bischofsideal: Ein asketischer Mönch, gebildet und tatkräftig zugleich, für den Kult und Kultur der gleichen Quelle entsprangen, der lebte, was er predigte, der sich vor Christus beugte, um ihn herrschen zu lassen. Am 11. November 1997 wurde zum eintausendsechshundertsten Mal seines Todes gedacht.

„Mein Herr, es ist ein harter Kampf, den wir in Deinem Dienste in diesem Dasein führen. Nun aber habe ich genug gestritten. Wenn Du aber gebietest, weiterhin für Deine Sache im Felde zu stehen, so soll die nachlassende Kraft des Alters kein Hindernis sein. Ich werde die Mission, die Du mir anvertraust, getreu erfüllen. Solange Du befiehlst, werde ich streiten. Und so willkommen dem Veteranen nach erfüllter Dienstzeit die Entlassung ist, so bleibt mein Geist doch Sieger über die Jahre, unnachgiebig gegenüber dem Alter.” Die überlieferten letzten Worte des heiligen Martin klingen wie ein Rapport. Sie lassen die innere Einstellung eines ehemaligen Soldaten erkennen: Disziplin und Pflichterfüllung kennzeichnen diesen Mann, der sich nicht blind einem Gott unterworfen, sondern sich Gottes Sache zu eigen gemacht hat. Schwärmerisches, unkontrolliertes Gefühl müssen diesem Mann fremd gewesen sein.

Gesprochen wurden diese Worte im Jahr 397, vor über 1.600 Jahren. Der diese Worte gesprochen hat, hieß Martinus und war Bischof von Tours, schon zu Lebzeiten eine Legende. Von Geburt ein Römer, stammte er aus einer Familie mit militärischer Tradition. Schon sein Name war Programm: „Martinus” leitet sich ab vom Kriegsgott Mars. Man könnte den Namen übersetzen als „zum (Kriegsgott) Mars gehörend” oder „Kämpfer, Kriegerischer”. Durch Martin von Tours wurde dieser martialische Name von den Christen übernommen. Er hatte einen neuen Sinn erhalten: „Martin” war nicht mehr länger ein disziplinierter Kämpfer unter dem römischen Kriegsgott, sondern ein Soldat Gottes, einer, der sich mit Eifer und Disziplin in die Pflicht der Kirche nehmen ließ.

 

Martin teilt seinen Mantel

Zur Zeit des heiligen Martin galt ein kaiserliches Edikt, wonach die Söhne von Berufssoldaten zum Kriegsdienst gezogen wurden. Dadurch wurde auch Martin, gegen seinen Willen, mit 15 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Noch war Martin nicht getauft; aber in allem verhielt er sich nicht, wie sich sonst Soldaten verhielten: Er war gütig zu seinen Kameraden, wunderbar war seine Nächstenliebe. Seine Geduld und Bescheidenheit überstiegen die der anderen bei weitem. Seine Kameraden verehrten ihn und hielten ihn schon damals mehr für einen Mönch als einen Soldaten. Denn, obwohl noch nicht getauft, zeigte er ein Verhalten wie ein Christ: Er stand den Kranken bei, unterstützte die Armen, nährte Hungernde, kleidete Nackte. Von seinem Sold behielt er nur das für sich, was er für das tägliche Leben benötigte.

Eines Tages, als Martin nichts außer Waffen und dem einfachen Soldatenmantel bei sich trug, begegnete er mitten im Winter, der von so außergewöhnlicher Härte war, dass viele erfroren, am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser flehte die Vorbeigehenden um Erbarmen an. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martin, von Gott erfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn da sei.

Aber was sollte er tun? Außer seinem Soldatenmantel hatte er ja nichts. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, in den anderen Teil hüllte er sich wieder selbst. Etliche der Umstehenden begannen zu lachen, denn Martin sah mit dem halben Mantel kümmerlich aus. Viele jedoch, die mehr Einsicht hatten, bedauerten sehr, dass sie nicht selbst geholfen hatten, zumal sie viel wohlhabender als Martin waren und den Armen hätten bekleiden können, ohne sich selbst eine Blöße zu geben.

In der folgenden Nacht, als Martin in tiefem Schlafe lag, sah er Christus mit seinem halben Soldatenmantel bekleidet, den er dem Armen gegeben hatte. Ihm wurde befohlen, er solle sehr aufmerksam den Herrn und das Kleidungsstück, das er verschenkt habe, ansehen. Dann hörte Martin Jesus mit lauter Stimme zu der umstehenden Engelschar sprechen: „Martin, der noch Katechumene (= Taufbewerber) ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet". Jesus Christus dachte dabei tatsächlich an seine eigenen Worte, die er einst gesprochen hatte: „Was immer ihr einem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). So bekannte Jesus Christus, dass er in dem Armen von Martin bekleidet worden ist. Um den Wert eines so guten Werkes zu bestätigen, zeigte er sich in eben diesem Mantel. Dieses Traumgesicht verführte Martin aber keineswegs zu menschlicher Ruhmsucht. Er erkannte in seiner Tat vielmehr die Güte Gottes. Und als er 18 Jahre alt war, ließ er sich taufen.

 

Martin erweckt Tote

Als Martin getauft, aber noch nicht Bischof war, lebte er einige Zeit in einer von ihm bei Poitiers gegründeten Einsiedelei, um sich bei dem heiligen Hilarius von Poitiers zu vervollkommnen. In dieser Zeit schloss sich ihm eine Katechumene an, der sich in der Lebensweise Martins unterweisen lassen wollte. Schon nach wenigen Tagen wurde er jedoch schwer krank. Ihn plagte heftig schweres Fieber. Martin aber war gerade abwesend. Als er nach drei Tagen wiederkam, fand er den entseelten Körper. Der Tod war so plötzlich gekommen, dass er ohne Taufe gestorben war. Die bekümmerte Schar der Brüder umgab den aufgebahrten Leichnam. Unter Tränen und Seufzen kam Martin hinzu. Er fühlte sich innerlich vom Heiligen Geist erfüllt. Er wies die Brüder aus der Zelle, in der der Tote lag, verriegelte die Tür und legte sich über den toten Leib des verstorbenen Bruders. Eine Zeitlang betete er und fühlte dann, dass der Geist ihm eine besondere Kraft des Herrn mitteilte. Dann richtete er sich ein wenig auf, blickte den Toten unverwandt an und wartete voll Zuversicht auf die Frucht seines Gebetes und der göttlichen Barmherzigkeit.

Kaum waren zwei Stunden vergangen, da sah er, wie der Tote nach und nach alle Glieder bewegte; die Augen öffneten sich und begannen blinzelnd zu sehen. Mit lauter Stimme wandte sich der Bruder an den Herrn. Seine starken Dankesworte erfüllten die ganze Zelle. Als die vor der Zelle Stehenden dies vernahmen, kamen sie schnell herein. Ihnen bot sich ein wunderbares Schauspiel: Sie sahen den leben, den sie tot verlassen hatten. Auf diese Weise dem Leben zurückgegeben, empfing der Bruder sofort die Taufe. Er lebte noch viele Jahre und war der erste, der von Martins Wunderkraft Zeugnis geben konnte.

Dieser Bruder erzählte davon, dass er nach seinem Sterben vor den Richterstuhl geführt worden sei. Dort habe er einen furchtbaren Urteilsspruch vernommen, der ihn an den Ort der Finsternis zu den Verdammten verwies. Plötzlich sei dem Richter von zwei Engeln bedeutet worden, das sei jener Mann, für den Martin bete. Da wurde den beiden Engeln aufgetragen, ihn dem fürbittenden Martin wiederzuschenken und dem früheren Leben zurückzugeben. Von da an war Martin nicht nur als Heiliger, sondern als Wundertäter berühmt.

Nicht sehr viel später kam Martin an dem Landgut eines Lupizinus vorüber, eines angesehen Mannes. Martin vernahm das laute Schreien und Klagen einer trauernden Menge. Er näherte sich und fragte nach dem Anlass des Klagens. Man erklärte ihm, einer der Knechte habe sein Leben mit dem Strick beendet. Nach dieser Auskunft ging er in die Kammer, in der der Tote lag, und schickte die Leute hinaus. Er legte sich über die Leiche und betete.

Bald nahm das Gesicht des Toten wieder Farbe an. Er richtete die noch müden Augen auf Martins Gesicht und versuchte sich langsam aufzurichten. Dann fasste er die Rechte Martins und stellte sich auf die Füße. Er ging mit Martin bis zur Eingangshalle des Hauses, wo ihn alle Leute sahen.

 

Martin wird Bischof von Tours

In jener Zeit (etwa 371/372) berief man Martin auf den Bischofsstuhl von Tours. Martin aber wollte sich seinem Kloster nicht entreißen lassen. Da warf sich ein Bürger mit dem Namen Rusticus Martin zu Füßen und gab vor, seine Frau sei krank und Martin müsse mitkommen, denn nur er könne ihr das Leben erhalten. Damit wollte Rusticus erreichen, dass der Heilige mitkomme.

Die Bürger von Tours hatten sich schon entlang des Weges aufgestellt und wie unter Bewachung geleiteten sie Martin in die Stadt. Wunderbarerweise hatte sich nicht nur eine unglaubliche Menge aus der Stadt, sondern auch aus den Nachbarstädten zur Bischofswahl eingefunden. Alle hatten nur einen Wunsch, eine Stimme und eine Meinung: Martin sei der Würdigste für das Bischofsamt, mit einem solchen Bischof sei die Kirche wirklich glücklich zu schätzen. Allerdings widersprachen dem gewissenlos eine kleine Zahl der Leute und etliche unter den Bischöfen, die zur Einsetzung des Bischofs herbeigerufen worden waren. Sie behaupteten, Martin sei ein verachtenswerter Mensch: Einer von so kümmerlichem Aussehen, mit schmutzigem Kleid und ungepflegten Haaren sei unwürdig, Bischof zu werden. Das Volk aber war klügeren Sinnes und hielt diese Meinung für lächerliche Torheit. Jene wollten einen berühmten Mann verachten, verkündeten doch dabei sein Lob. Die Wahlversammlung konnte nichts anderes tun, als was das überwiegende Volk mit Gottes Willen forderte.

Martin - so erzählt eine jüngere Legende - hatte sich während der Diskussionen entfernt und suchte sich vor der Menge zu verbergen, um der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneten Ort fand, suchte er schließlich in einem Gänsestall Zuflucht. Als die Menge ihn suchte, fand sie ihn in diesem Gänsestall, weil die Gänse durch lautes Geschrei auf den heiligen Mann aufmerksam machten. So hat also Martin das Bischofsamt übernommen.

 

Martin fällt einen angeblich heiligen Baum

Als Martin einmal in einer Siedlung einen alten Heidentempel zerstörte und eine benachbarte Kiefer umhauen wollte, kamen die Heiden und wollten ihn daran hindern. Durch Gottes Willen hatten sie sich still verhalten, als der Tempel eingerissen wurde. Sie wollten aber nicht dulden, dass der Baum gefällt werde. Mit großem Eifer versuchte ihnen Martin zu erklären, dass in einem Baum nichts Heiliges sein könne. Sie sollten doch lieber dem Gott folgen, dem er selber diene. Weil der Baum einem Dämon geweiht sei, müsse er umgehauen werden.

Da trat ein besonders Verwegener vor und sprach: „Wenn du Vertrauen zu dem Gott hast, den du zu verehren vorgibst, dann wollen wir selbst den Baum fällen. Du aber sollst ihn in seinem Fall aufhalten. Wenn dann dein Gott wirklich mit dir ist, wirst du dem Urteil entkommen." Martin zweifelte nicht an Gott und war bereit, auf den Vorschlag einzugehen. Alle Heiden stimmten dieser Abmachung zu. Ihren Baum würden sie gerne fällen, wenn sie durch den fallenden Baum zugleich den Feind ihrer Heiligtümer erledigen konnten.

Die Kiefer stand nach einer Seite geneigt. Es bestand gar kein Zweifel, nach welcher Seite sie fallen würde. Ausgelassen und voll Freude machten sich die Heiden daran, ihre Kiefer zu fällen. Dabei stand eine große Schar Schaulustiger. Da begann sich die Kiefer zu neigen und drohte zu stürzen. Ziemlich entfernt standen zitternd die Mönche. Sie waren wegen der drohenden Gefahr entsetzt und hatten alle Hoffnung aufgegeben. Sie warteten nur noch auf Martins Tod. Doch der vertraute auf den Herrn und wartete ohne Angst.

Schon ächzte die Kiefer im Fallen, schon neigte sie sich, schon stürzte sie auf ihn: Da streckte Martin seine Hand gegen sie aus und zeichnete das Zeichen des Heils gegen sie.

Dann, wie wenn ein Wirbelwind den Baum umgedreht hätte, fiel er nach der entgegengesetzten Seite. Fast hätte er das wilde Volk, das sich dort sicher fühlte, erschlagen.

Nun erhob sich ein Geschrei zum Himmel. Die Heiden staunten über das Wunder. Die Mönche weinten vor Freude. Von allen gemeinsam wurde der Name Christi gepriesen. Ganz sicher ist an diesem Tag auch in diese Gegend das Heil gekommen. Fast keinen in der großen Heidenschar gab es, der nicht um die Handauflegung bat, den heidnischen Irrtum aufgab und an den Herrn Jesus glaubte.

 

Martin heilt Kranke

Martin besaß die Gabe der Krankenheilung in einem solchen Ausmaß, dass kaum ein Kranker zu ihm kam, der nicht augenblicklich die Gesundheit wieder gefunden hätte. Die antiken lateinischen Lebensbeschreibungen des Heiligen enthalten dazu viele Erzählungen. 385 oder 386 hielt sich Martin in Trier auf. Dort litt ein Mädchen an sehr schwerer Lähmung. Ihr Körper versagte schon seit langer Zeit jeglichen Dienst. Eigentlich war schon der ganze Leib des Mädchens tot; es war nur noch ein schwacher Lebenshauch in ihr. Schon standen die Verwandten voll Trauer bei der Sterbenden und warteten auf das Begräbnis. Plötzlich ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt die Botschaft, Bischof Martin sei gekommen. Als der Vater des Mädchens davon hörte, lief er atemlos, um für seine Tochter zu bitten. Doch Martin hatte gerade die Kirche betreten. Vor allen Anwesenden und den versammelten Bischöfen umschlang der Greis weinend Martins Knie und sagte: „Meine Tochter stirbt an einer schrecklichen Krankheit. Aber noch viel grausamer als der Tod selber ist, dass sie schon jetzt nur noch im Geist lebt, weil ihr Fleisch schon fast tot ist. Ich bitte dich darum, dass du zu ihr gehst und sie segnest. Ich vertraue darauf, dass ihr durch dich die Gesundheit zurück geschenkt werden kann". Martin war durch diese Rede verwirrt und entsetzt und versuchte zu fliehen. Er sagte, solches gehe über seine Kraft. Der alte Mann habe eine völlig falsche Meinung über ihn. Es sei absolut unwürdig, dass Gott durch ihn Zeichen seiner Wundermacht wirke. Aber der Vater ließ sich nicht abweisen, weinte heftig und flehte, die Sterbende doch aufzusuchen. Schließlich drängten auch die anwesenden Bischöfe Martin, zu der Tochter des Bittstellers zu gehen. Da ging er endlich zu dem Haus des Mädchens.

Vor der Tür stand eine große Menge und wartete, was Martin tun werde. Zuerst warf sich Martin auf den Boden und betete. In solchen Fällen waren dies seine gewöhnlichen Waffen. Dann schaute er die Kranke an und ließ sich Öl geben, segnete es und goss den wunderkräftigen heiligen Trank in den Mund des Mädchens. Diese erhielt sofort wieder ihre Stimme zurück. Nach der Berührung durch Martin belebten sich auch die einzelnen Glieder wieder, bis sie schließlich auf festen Füßen vor das Volk treten konnte, das die Heilung bezeugte.

In Paris geschah es, als Martin mit zahlreichen Begleitern durch das Stadttor zog, dass er einen Aussätzigen mit schrecklich entstelltem Gesicht, das Schrecken einjagte, küsste und segnete. Auf der Stelle war jener von aller Unreinheit befreit. Am anderen Tag kam jener mit glänzend weißer Hautfarbe zur Kirche, um für die wieder erhaltene Gesundheit zu danken.

Martin und der Kaiser

In Trier residierte zu Lebzeiten des heiligen Martin Kaiser Maximus, der 383 von seinen Truppen in Britannien zum Kaiser erhoben worden war und von Trier aus das römische Westreich bis zu seinem späteren Sturz 388 regierte. Während andere Bischöfe durch Schmeichelei bei Hofe ihre Ziele verfolgten, vermied Martin ein Zusammentreffen mit dem Usurpator. Martin wollte nicht am Tisch dessen sitzen, der einen Kaiser um sein Reich und einen anderen um sein Leben gebracht habe.

Als aber aus den verschiedenen Teilen der Welt Bischöfe zum Kaiser gekommen waren, um durch üble Kriecherei die Verurteilung des der Ketzerei angeklagten Spaniers Priscillian zu erreichen, weil sich diese Bischöfe nicht scheuten, ihre bischöfliche

Würde geringer zu schätzen als die kaiserliche Gunst, überwand Martin seine Bedenken gegen den Kaiser und folgte einer Einladung zu einem kaiserlichen Mahl. Wie bei einem Festtag kamen die höchsten und angesehensten Männer zusammen. Mitten unter ihnen saß der Priester, der Martin begleitete, während Martin selbst neben dem Kaiser saß. Etwa nach dem halben Mahle reichte ein Diener dem Herrscher die Trinkschale, so wie es üblich war. Doch dieser befahl, die Trinkschale erst Bischof Martin zu reichen. Er erhoffte sich dadurch, die Trinkschale aus der Hand Martins zu erhalten. Als Martin getrunken hatte, gab er aber die Schale an seinen priesterlichen Mitbruder weiter. Der Bischof meinte nämlich, niemand sei würdiger als erster nach ihm zu trinken; es sei Unrecht, den Herrscher oder einen aus seiner Umgebung dem Priester vorzuziehen.

Der Kaiser und alle Anwesenden wunderten sich darüber so sehr, dass ihnen die Zurücksetzung sogar gefiel. Im ganzen Palast wurde Martin gerühmt, weil er am Tisch des Kaisers getan hatte, was am Tisch niederer Beamter kein Bischof zu tun gewagt hätte.

 

Der grausame Richter und der Diener Gottes

Claudius Avitianus war beauftragt, Gallien zu inspizieren und hatte zu diesem Zweck außerordentliche richterliche Vollmachten erhalten. Seine Grausamkeit, sein maßloser Zorn versetzten die Bewohner der Provinz in Furcht und Schrecken. Als er in die Stadt Turonen einzog, folgten ihm zahlreiche Gefangene, die mit Ketten gefesselt waren und sehr elend aussahen. Avitianus ließ für die Gefangenen Marterwerkzeuge bereitstellen. Er setzte die Bestrafung auf den folgenden Tag fest.

Davon hörte Martinus, der noch in der gleichen Nacht zum Palast des Richters eilte. Dort schlief schon alles; die Tore waren fest verriegelt. Martinus warf sich vor der Schwelle nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Während er betete, weckte ein Engel den Richter und sagte zu ihm: „Wie kannst du schlafen, wenn ein Diener Gottes vor deiner Schwelle liegt?" Verwirrt sprang Avitianus aus dem Bett, rief seine Diener und erklärte ihnen zitternd, Martinus warte vor der Tür, sie sollten ihn hereinbitten. Aber die Diener lachten über ihren Herrn und glaubten, er sich durch einen Traum täuschen lassen. Deshalb sahen sie nur flüchtig nach. „Es ist niemand da", sagten sie zu Avitianus. „In einer kalten und unfreundlichen Nacht wie dieser hält sich kein Mensch draußen auf."

Der Richter war beruhigt und fiel wieder in den Schlaf. Aber bald wurde er noch heftiger geweckt. Er wollte seine Diener ein zweites Mal hinausschicken. Als sie zögerten, ging er selbst bis zum äußersten Tor, wo er Martinus traf. „Herr, warum hast du mir das angetan?" fragte er. „Ich kann keine Ruhe mehr finden. Geh rasch fort, denn ich habe genug gebüßt." Weil der Heilige noch immer wartete, fügte er hinzu: „Ich weiß, was du verlangst, und werde alles nach deinem Wunsch erfüllen."

Am nächsten Morgen rief Avitianus seine Schergen. Er befahl, den Gefangenen die Ketten abzunehmen. Dann verließ er die Stadt, in der Freude und Jubel herrschten.

 

Die Heiligen Severin und Ambrosius erleben den Tod des Martin

Sankt Severin, Erzbischof von Köln, umging des Sonntags nach der Frühmette die heiligen Stätten wie seine Gewohnheit war. Da hörte er um dieselbe Stunde, als der heilige Martin verschieden war, die Engel im Himmel singen. Er rief seinen Archidiakon und fragte ihn, ob er etwas höre. Der sprach, er höre nichts. Da mahnte ihn der Erzbischof, er solle mit Fleiß hören; also streckte jener den Hals in die Höhe, reckte die Ohren und stand auf den Fußspitzen, auf seinen Stab gestützt.

Und weil der Erzbischof für ihn betete, sprach er, dass er etliche Stimmen im Himmel höre. Da sprach der Bischof: „Mein Herr Martinus ist von dieser Welt geschieden, und die Engel tragen seine Seele gen Himmel."

Es waren auch Teufel da, die wollten ihn zurückhalten, aber da sie nichts an ihm fanden, was ihnen zugehörte, mussten sie beschämt weichen. Der Archidiakon aber merkte sich Tag und Stunde und erfuhr später, dass Martinus um diese Zeit gestorben war.

Am selben Tag geschah es auch, dass Sankt Ambrosius, Bischof von Mailand, als er die Messe las, über dem Altar zwischen den Propheten und der Epistel einschlief. Da wagte ihn niemand zu wecken, und der Subdiakon traute sich ohne seine Gebot nicht die Epistel zu lesen. Als aber zwei oder drei Stunden vergangen waren, weckten sie ihn doch und sprachen: „Schon ist die Stunde vorüber und das Volk ist müde und wartet. So möge unser Herr gebieten, dass der Kleriker die Epistel lese." Da antwortete Ambrosius: „Lasst euch nicht betrüben, aber wisset, mein Bruder Martinus ist gestorben, und ich bin bei seinem Begräbnis gewesen und habe es mit Feier begangen. Weil ihr mich geweckt habt, konnte ich die letzte Respons nicht vollbringen.“ Da merkten sie sich den Tag und die Stunde, und fanden, dass Sankt Martin um diese Zeit in den Himmel gefahren sei.

 

Der Blinde und der Lahme

Zur Zeit der Beisetzung des heiligen Martin gab es zwei Gesellen, der eine blind, der andere lahm. Der Blinde trug den Lahmen auf dem Rücken, und der Lahme wies dem Blinden den Weg. Sie bettelten miteinander und verdienten großes Gut. Da hörten sie erzählen, dass bei Sankt Martins Leichnam viele Kranke gesund geworden seien. Und weil sein Leib am Tag seiner Überführung in einer Prozession um die Kirche getragen wurde, waren sie bange, der Leib würde bei dem Haus vorübergetragen werden, in dem sie wohnten und sie würden plötzlich geheilt werden. Sie aber wollten nicht geheilt werden, damit sie nicht die Ursache ihres gewinnbringenden Einkommens verlören. Darum flohen sie aus der Straße und gingen in eine andere Gasse, durch den der Leichnam, wie sie glaubten, nicht getragen würde. Aber als sie flohen, begegneten sie dem Leichenzug unversehens. Und weil Gott den Menschen manche Wohltat wider ihren Willen tut, wurden sie beide gegen ihren Willen gesund und waren doch darüber betrübt.

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Der Martinstag (am 11. November) als Festtag des Heiligen Martin von Tours (* um 316 / 317 in Sabaria, römische Provinz Pannonien, heute Szombathely, Ungarn; † 8. November 397 in Candes bei Tours) ist von zahlreichen Bräuchen geprägt.


Frühere Bedeutung im Jahresablauf

Die verschiedenen Bräuche wurzeln in zwei wohl zusammenhängenden Umständen:

Der Martinstag lag in der von Byzanz beeinflussten Christenheit zunächst am Beginn der 40-tägigen Fastenzeit ab dem 11. November, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein – in den Orthodoxen Kirchen teilweise bis heute – vor Weihnachten begangen wurde. Am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit – analog zur Fastnacht – konnten die Menschen noch einmal schlemmen.

Auch beim rheinischen Karneval bzw. in der Mainzer Fastnachtstradition wird die neue „Session“ bzw. Kampagne am 11. November ausgerufen. Der Martinstag war auch der traditionelle Tag des Zehnts. Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen, da die bevorstehende Winterzeit das Durchfüttern der Tiere nur in einer eingeschränkten Zahl möglich machte.

 

Martinsgans-Essen

Als Brauch ist heute vor allem das traditionelle Martinsgans-Essen verbreitet. Es hat seinen Ursprung angeblich in einer Episode aus Martins Leben: Als man ihn zum Bischof von Tours ernennen wollte, versteckte er sich einer Legende nach in einem Gänsestall, weil ihm die hohe Verantwortung Angst machte. Die Gänse schnatterten so laut, dass Martin gefunden wurde. Als „Strafe“ werden daher an seinem Gedenktag die Gänse verspeist. Einer anderen Erzählung nach verwandten die Bürger von Tours eine List: Rusticus ging nämlich zu Martins Versteck und bat diesen, seine kranke Frau zu besuchen. Hilfsbereit, wie Martin nun einmal war, nahm er seine Sachen, um Rusticus nach Hause zu begleiten. Wahrscheinlich sah er ziemlich schmutzig aus – als habe er eine Zeit lang in einem Gänsestall gelebt.

Sankt-Martins-Zug bzw. Umzug

In vielen Regionen Deutschlands sind Umzüge zum Martinstag üblich. Heutzutage findet er mancherorts aber auch davor oder danach statt, wenn es organisatorische Gründe erfordern. Die Tradition des Umzuges ist sehr regional. Im Münsterland, im Rheinland und in Oberschwaben sind solch Veranstaltungen üblich. In Erfurt findet ein Umzug statt, während die umliegenden Gemeinden zumeist keinen haben. Ähnlich ist es in Mülheim an der Ruhr, wo ein solcher Umzug stattfindet, während es im benachbarten Essen keine solche Tradition gibt. Der Brauch ist nicht nur auf Deutschland beschränkt. So veranstaltet die deutsche Gemeinde in Stockholm einen Martinsumzug.

Beim Umzug ziehen Kinder zum Gedenken an den Heiligen Martin mit Laternen durch die Straßen der Dörfer und Städte, begleitet von einem auf einem Schimmel sitzenden und als römischer Soldat verkleideten Reiter, der mit einem roten Mantel den Heiligen darstellt. Gelegentlich wird auch die Schenkung des Mantels an den Bettler nachgestellt. Bei dem Umzug werden Martinslieder gesungen. Die Laternen werden oft vorher im Unterricht der Grundschulen und in Kindergärten gebastelt.

Zum Abschluss gibt es häufig ein Martinsfeuer, und die Kinder erhalten einen Weckmann aus Hefeteig mit Rosinen. In Süddeutschland sind auch Laugenbrezeln üblich.

Den wohl größten St.-Martins-Zug Deutschlands kann man am 10. November, dem Vorabend zum eigentlichen Martinstag, in Kempen/Niederrhein erleben. Tausende von Kindern ziehen dort nach Einbruch der Dämmerung durch die Straßen der historischen Altstadt, begleitet von zahlreichen Musikkapellen und angeführt vom berittenen Sankt Martin mit seinen zwei Herolden. Der Zug, dessen Höhepunkt ein Großfeuerwerk an der Kurkölnischen Burg ist, wird Jahr für Jahr vom St.-Martin-Verein Kempen e.V. organisiert.

In Franken kennt man anstelle des Weckmanns auch den „Belzermärtl“, den „Pelzmärtel“ (Martin im Pelz) oder den „Nussmärtel“. Im evangelischen Franken bringt mancherorts der Pelzmärtel auch anstatt des Nikolaus Geschenke für die Kinder. Der Name dieser Gestalt geht ganz eindeutig auf den Heiligen Martin zurück, allerdings war der Pelzmärtel keineswegs mit diesem identisch. Seinem Aussehen nach ist er ganz eindeutig ein „Kollege“ von Knecht Ruprecht, Pelznickel & Co. Tatsächlich ist er im Gefolge der Reformation aufgetaucht, die den Nikolausbrauch und die Verehrung der Heiligen - also auch des Heiligen Martin - in evangelischen Gegenden abgeschafft hatte. Der Pelzmärtel kam dann in Franken gewissermaßen stellvertretend für den Nikolaus und dessen finsteren Begleiter und erinnerte gleichzeitig an den populären Hl. Martin.

Im Anschluss an den Martinszug oder auch an einem leicht abweichenden Termin wird vielerorts auch das Martinssingen praktiziert, bei dem die Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus ziehen und mit Gesang Süßigkeiten erbitten.

Martinisingen

In Ostfriesland gibt es einen ähnlichen Brauch, der sich aber aus einer anderen Richtung entwickelt hat. Dort geht das so genannte Martinisingen am 10. November auf Martin Luther, anstatt auf den heiligen Martin, zurück.

Martinisingen ist ein alter protestantischer, stellenweise auch außerhalb Ostfrieslands in anderen norddeutschen Regionen bekannter Brauch, bei dem ähnlich dem Martinssingen mit Laternen von Haus zu Haus gezogen wird.

Geschichte:
Es ist ein Brauch, in dem sich mehrere Ursprungselemente mischen. Traditionell war der 10. November der Tag, an dem Landarbeiter und Dienstpersonal über Winter entlassen wurden. Für diese weitgehend besitzlosen Bevölkerungsschichten galt es nun, eine ausgesprochene Notzeit zu überstehen. Einen Beitrag dazu leisteten dann die Kinder, die an diesem Tag von Haus zu Haus zogen und insbesondere bei wohlhabenden Bauern und Bürgern um Gaben bettelten. Was sie dabei einsammelten waren ursprünglich Lebensmittel, die tatsächlich für den Wintervorrat mit eingelagert werden und nach und nach verzehrt werden konnten.

Später wandelten sich diese Gaben mehr und mehr zu symbolischen Spenden und heute gibt es überwiegend Süßigkeiten. Zu den traditionellen Gaben dagegen gehören Moppen (moppen) und Pfeffernüsse (pēpernööten) sowie Äpfel.

Das Betteln um Gaben erfolgte in gereimten Sprüchen oder dem Vortrag entsprechender Lieder wobei die Kinder Laternen (kipkapköögels) mit sich führten, die früher aus einer Runkelrübe geschnitzt wurden. Später benutzte man wohl auch gelegentlich kleine Kürbisse dazu und es setzten sich nach und nach farbige Papierlampions durch, wie sie noch heute gebräuchlich sind. Auch verschiedene selbst gefertigte Geräuschinstrumente (Rasseln, Rummelpott) kamen zum Einsatz.

Schon früher pflegten insbesondere die etwas älteren Sänger sich auch zu verkleiden oder Gesichtsmasken (sğabellenskoppen) aufzusetzen. Diese Sitte überwiegt mittlerweile und man sieht zu Martini allerorten eine Vielzahl teilweise phantasievoller Verkleidungen.

In Ostfriesland mischte sich inhaltlich das ursprüngliche Motiv des Bettelns mit Ausbreitung der Reformation mit religiösen Motiven und der Verehrung des Reformators Martin Luther. Die protestantische Kirche war gezwungen, auf die ursprünglich katholische Sitte zu reagieren. Anlässlich der 300-Jahrsfeier der Reformation von 1517 wurde 1817 das Martinisingen auf den Vorabend des Martinstages vorgezogen. Von da an wurde nur noch Martin Luther, der „Lichtfreund und der Glaubensmann" gefeiert, „de de Papst in Rom de Kroon offschlog". So wurde denn auch der Martinstag mit dem Martinisingen auf 10. November, den Geburtstag des Reformators, vorverlegt. Zunehmend wurde als Anlass des Martinisingens die Feier des Geburtstages Luthers herausgestellt und das Bettelmotiv mit Gebräuchen der Mönchsorden erklärt. Die vorgetragenen Lieder bekamen eine religiöse Färbung oder es wurden neue geschaffen, die allein der religiösen Bedeutung des Tages Rechnung trugen bzw. sich auf die Verehrung Martin Luthers bezogen.

In anderen Bereichen Deutschlands ging diese Vermischung andere Wege. Dort geht der Martinstag einen Tag später am 11. November auf den heiligen Sankt Martin von Tours zurück. Die Feier wird es mit einem Laternenumzug durch die Dörfer und Städte eingeläutet, an dessen Ende die Mantelteilung zelebriert wird und Weckmänner verteilt werden, die man in Ostfriesland als Klaaskerle kennt und hier aber eher an den heiligen St Nikolaus erinnern. Daran schließt sich das Martinisingen an.

Seit Ende der neunziger Jahre macht sich auch die Werbung der Geschäfte und amerikanische Fernsehserien das irisch-amerikanische Halloween als Konkurrenz gegen das Martinisingen bemerkbar, auch durch die Begeisterung einiger Erzieher in Grundschulen und Kindergärten, das neue Fest wird aber, von Diskotheken abgesehen, kritisch gesehen und weitgehend noch abgelehnt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Martinstag#Sankt-Martins-Zug_bzw._Umzug


Quelle: KStA vom 11./12.11.2006

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Quelle: Werbepost vom 07.11.2007

 

Quelle: Werbepost vom 02.11.2011