Kampf um alte Schule
Von Jan Sting, 02.10.08, 17:43h, aktualisiert 02.10.08, 17:45h
Die neuen Räume an der Rochusschule könnten
auch Vereinen und Gruppen zur Verfügung stehen. Die Alte Schule gehört für
Christian Trier zum Dorfmittelpunkt Glessens wie die Kirche.

Die alte Schule in
Glessen soll abgegebrochen werden. (Bild: Sting)
Bergheim-Glessen - Von 1946 bis 1954 besuchte
Christian Trier die damalige Volksschule. Jetzt schrieb er im Auftrag der „Glessener
Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Alten Schule“ an Bürgermeisterin Maria
Pfordt. Das Gebäude dürfe nicht dem Bagger zum Opfer fallen. Die Schule sei
prägend für das Ortsbild, habe zwei Weltkriege überstanden und könne auch nach
dem Auszug der Grundschulkinder weiter genutzt werden.
Trier nennt als Beispiele eine Begegnungsstätte
für Jung und Alt, für Seniorenarbeit und offene Jugendarbeit für junge Leute,
die keine feste Betreuung im künftigen Jugendzentrum wünschen.
Bürgerwerkstatt
Die Zukunft der Alten Schule war auch Thema in
der Bürgerwerkstatt, bei der sich die Glessener mit dem Dorfmittelpunkt und
dessen Erneuerung befassten. Wie Anne Keller, CDU-Stadtverordnete aus Glessen,
betont, sprachen sich die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt mehrheitlich für den
Abriss der Alten Schule aus. Darunter seien auch viele ältere „Glessener
Ureinwohner“ gewesen. 85 Prozent der Beteiligten aus der Arbeitsgruppe, an der
auch Trier teilgenommen habe, seien für einen Abriss gewesen.
„Ich finde es nicht richtig, dass die Arbeit
der Bürgerwerkstatt im Nachhinein in Frage gestellt wird“, erklärte Keller. Der
Ort sei gewachsen, habe mittlerweile 5400 Einwohner. Alle hätten in der
Bürgerwerkstatt ein Mitspracherecht, es gehe nicht allein um die Interessen der
alteingesessenen Glessener, sondern auch der Zugezogenen. Die neuen Räume an der
Rochusschule am Wierichskamp, die ab nächstem Jahr für die offene Ganztagsarbeit
und das Jugendzentrum zur Verfügung stünden, sind ihrer Auffassung nach auch als
Treffpunkt für Vereine und Gruppen geeignet. Zwei Millionen Euro investiere die
Stadt.
Vielzahl von Nutzungen
Nach Ansicht Triers eignen sich die Räume der
alten Schule aber für eine Vielzahl von Nutzungen, die von der Schule am
Wierichskamp nicht angeboten werden könnten. Die Nebengebäude könnten indes
abgerissen werden, damit ein Zugang zum hinteren Schulgebäude möglich wird.
„Hier könnte ein Parkplatz für das
Kurzzeitparken eingerichtet werden, auch könnte der Wochenmarkt dort
stattfinden“, erklärt die Interessengemeinschaft und spricht sich gegen einen
Grundstücksverkauf aus. „Wir sind der Auffassung, dass das alte Schulgebäude und
der Dorfplatz in städtischem Eigentum verbleiben müssen“, schreibt die
Interessengemeinschaft an Bürgermeisterin Maria Pfordt.
Im Planungsausschuss stellte die Verwaltung
jüngst Varianten zur Gestaltung des Dorfmittelpunktes vor. In die Planungen
flossen die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt ein. Das Gebäude der Alten Schule ist
auf keiner Skizze mehr zu sehen. Einen Antrag der SPD, das Schulgelände, das
Eigentum der Stadt ist, und das ebenfalls städtische Grundstück des bestehenden
Dorfplatzes nicht zu verkaufen, lehnten CDU, FDP und bma mehrheitlich ab.
Quelle: KStA vom 04.10.2008
Bürger-Info vom 04.10.2008
Gestaltung Dorfmittelpunkt Glessen -
Bürgerwerkstatt v. 05.05.2008/ Planungsausschuss v.18.09.2008
CDU-Stadträte Anna Keller und Helmut Paul erheben gegenüber Bürgermeisterin
Pfordt den Vorwurf der Unterlassung
Anna Keller/Helmut Paul: "In unserer Stadträte-Mail vom 12.9.08 informierten wir
Sie bereits über aus unserer Sicht notwendige Nachbesserungen. Es fehlte z.B.
eine Finanzierungs-Alternative ohne Bebauung und Verkauf. Zur Sitzung lag diese
noch nicht vor."
Ein schwerer Vorwurf gegenüber der verantwortlichen Bürgermeisterin Pfordt! Aber
wieder einmal ein allzu leicht durchschaubares Spiel.
Die Glessener Stadträte Keller und Paul und die Bergheimer CDU-Fraktion spielen
nämlich jetzt auf Zeit und wollen damit eine Entscheidung des Rates über das
Votum der Glessener Bürgerinnen und Bürger auf Verbleib im städtischen Eigentum
auf nach der Kommunalwahl verschieben. Vor dem Frühjahr 2009 wird es sicherlich
aus "terminlichen Gründen" nicht mehr zu einer weiteren Bürgerwerkstatt kommen.
Eine Entscheidung des Rates somit erst nach der Kommunalwahl.
Die Ablehnung des
SPD Antrages: "Die im Eigentum der Stadt Bergheim befindlichen
Grundstücke - das städtische Grundstück auf dem bestehenden Dorfplatz und das
Schulgelände mit der "Alten Schule" Hohe Str. verbleiben im städtischen Eigentum
und werden somit nicht verkauft.", begründen Anna Keller und Helmut Paul nunmehr
damit: "Es fehlte z.B. eine Finanzierungs-Alternative ohne Bebauung und
Verkauf." Weiter: "Das heißt: zuerst sollen sich die Glessener Bürger zu den
verschiedenen Alternativen äußern können. Eine endgültige Entscheidung soll erst
nach der Fortführung der Bürgerwerkstatt fallen."
Die Bergheimer Bürgermeisterin Pfordt hat in der
Vorlage zur Ausschusssitzung am 18.09.2008 nicht nur die Ergebnisse der
Bürgerwerkstatt in 3 Skizzen dargestellt, sondern hat auch aufgezeigt, dass nur
für die Skizzen 2 und 3 ein Investorenverfahren (Kostendeckung durch Verkauf) in
Frage kommen kann. Die Skizze 1 - Abriss mit unbebautem Platzbereich - benötige
den höchsten Finanzbedarf. Dies ist die Variante zum Verbleib im städtischen
Eigentum nach dem Bürgervotum.
Das heißt nach der Vorlage der Bürgermeisterin, ein Verbleib im städtischen
Eigentum ist durch den mit Mehrheit der CDU und Bündnispartner beschlossenen
Doppelhaushalt 2008/2009 nicht finanzierbar! Ansonsten müssen neue
Haushaltmittel von mehr als 350000 Euro für Abbruch und Gestaltung zur Verfügung
gestellt werden, wenn die Fläche im Eigentum der Stadt verbleibt.
Das ausdrückliche Votum der Bürgerwerkstatt war und ist, dass die Flächen im
städtischen Eigentum verbleiben. Nur wenn der Rat über den Verbleib im
städtischen Eigentum beschließt, hat eine weitere Bürgerwerkstatt zur Nutzung
und Gestaltung der Flächen überhaupt einen Sinn.
Und insoweit war der Antrag derSPD (s. Ziffer 2) auch folgerichtig.
Die CDU will die Bürgerinnen und Bürger Glessen nunmehr nur weiter bis nach der
Wahl beschäftigen. Nach der Wahl wird sodann das beschlossen, was schon jetzt
feststeht oder will die CDU und ihre Bündnispartner nachträglich 350.000 Euro
für den Abbruch und für die Gestaltung in den Haushalt 2008/2009 einstellen? Die
Bürgermeisterin Pfordt hat das Nötige dazu in der Vorlage gesagt.
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Erste Stimmen:
"Die CDU mit Anna Keller/Helmut Paul halten die Glessener Bürger wohl weiterhin
für total bescheuert. Eine Frechheit, dass Anna Keller im Stadtanzeiger ständig
zu Wort kommt und dort reinplappern darf. Sie ist nicht die Bürgermeisterin, sie
ist nicht die Ortsvorsteherin und sie ist schon gar nicht die Sprecherin der
Bürgerwerkstatt, da sollen Politiker außen vor bleiben. Eine Berichterstattung,
die zum Kotzen ist. Der Vor-Wahlkampf in der Lokalpresse zugunsten der
CDU-Kandidaten ist unverkennbar. Dieses Partei-Blatt ohne Tiefgrund bestelle ich
jetzt ab!"
"Gleiches Geschnatter ertönt von den CDU-Stadträten Anna Keller und Helmut Paul
ja zur Glessener Ortsumgehung. Erst durch CDU-Beschlüsse die Glessener Umgehung
total beerdigen und dann immer so tun, als bemühe man sich ständig.
Unerträglich!".
"In der Rundschau steht die bestätigende Aussage des technischen Beigeordneten
Schaffert 'im Haushalt sind keine Mittel dafür vorgesehen'. Das bestätigt den
Abbruch und Verkauf der Fläche der Alten Schule an einen Investor. Ihr glaubt
alle doch wohl nicht, dass der Investor sich mit seinen Investitionen und
Bauabsichten durch eine Bürgerwerkstatt reinreden läßt? Wie naiv seid Ihr alle
eigentlich? Da muß nämlich ein Bebauungsplan durch den Investor aufgestellt
werden. In diesem Verfahren geht es dann ausschließlich um seine Bebauung der
Fläche, da gibt es kein Mitreden der Bürger mehr."
"Richtig, erst wollen wir den eindeutigen Beschluß des Rates über den Verbleib
der Flächen im städtischen Eigentum! Und erst danach können wir uns
ausschließlich und in Ruhe mit den Fachleuten der Stadt das Weitere unterhalten,
über die weitere Nutzung und Gestaltung der Fläche. Das eindeutige Bürgervotum
steht seit dem 05. Mai 2008 und warum handelt die CDU nicht danach?"
"Die Interessengemeinschaft sollte schnellstens Unterschriften von den Glessener
Bürgerinnen und Bürger einholen."
Quelle: Bürger-Info vom 04.10.2008
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