KR 31.10.2007
Baupläne an der Giethgasse gestoppt
Eine Mehrheit im Stadtrat stimmte überraschend gegen die
Weiterführung des Verfahrens

von REGINA
BAPPERT
BERGHEIM-GLESSEN.
Stadtplaner Joachim Heidemann hatte sicher nicht in hellseherischer Absicht
gesprochen, als er vor gut einem Jahr die Kritiker der Baupläne an der
Giethgasse zu beruhigen versucht mit den Worten:
"Sie haben jederzeit die Möglichkeit, das Verfahren wieder zu stoppen."
Doch nun ist es passiert: Das Verfahren ist gestoppt. Den Sozialdemokraten ist
es am Montag tatsächlich gelungen, eine knappe Mehrheit für ihren
Beschlussvorschlag zusammenzubekommen, der da lautet: "Sowohl das
Bebauungsplan-Verfahren (Bebauungsplan Nr. 228/Glessen "Nordwestliche Giethgasse")
als auch die gesamte Bauleitplanung für den aufgezeigten Bereich wird
eingestellt und nicht mehr weitergeführt." Bei der geheimen Abstimmung hatten 22
Stadträte für diesen Beschluss und 21 dagegen gestimmt.
Das ist
erstaunlich, da die Sozialdemokraten selbst nur über 14 Stimmen im Stadtrat
verfügen und die Grünen, die ebenso zur Opposition im Stadtrat zu zählen sind,
lediglich über drei. Um also mehr als 17 Stimmen zu bekommen, mussten SPD und
Grüne einige Angehörige des Mehrheitsbündnisses aus CDU, FDP und bma auf ihre
Seite ziehen.
Ziemlich sicher ist davon auszugehen, dass auch die FDP für die Einstellung der
Planungen an der Giethgasse gestimmt hat. FDP-Fraktionschef Alfred Friedrich
gestern: "Wir haben schon gegen das Gesamtkonzept für Glessen gestimmt, in dem
das Baugebiet an der Giethgasse enthalten war. Und wir sind eine ziemlich
konsequente Partei." Es gebe genügend andere Bauplätze in Glessen, auf denen
Bauwillige ihre Häuser errichten könnten.
Aber auch, wenn man die drei FDP-Stadträte dazuzählt, landet man erst bei 20
Stimmen. Zwei Abweichler müssen also aus den Reihen von CDU und bma gekommen
sein. Diese beiden Fraktionen verfügen an sich im Bergheimer Stadtrat über eine
satte Mehrheit von 26 Stimmen - mit der Bürgermeisterin sogar 27. Aber Roland
Dahmen (bma) befand sich am Montag im Ausland, Thomas Klausnitzer (CDU) war
ebenfalls verhindert und Jürgen Baumgärtner (CDU) verließ die Sitzung vor der
entscheidenden Abstimmung. Auch Bürgermeisterin Maria Pfordt musste früher
gehen, weil sie nebenan im Medio bei der Eröffnung der Terra-Nova-Werkstatt
erwartet wurde. So schmolz die Mehrheit dahin, und zwei Oppositionelle in den
eigenen Reihen gaben ihr den Rest.
Beim Bebauungsplan "Nordwestliche Giethgasse" geht es um ein kleinere Fläche am
Ortsrand von Glessen, die der katholischen Kirchengemeinde gehört. Sie wollte
dort Baugrundstücke für junge Familien erschließen, die diese in Erbpacht
übernehmen können. Mit der Planung und Ausführung hatte die Kirchengemeinde den
örtlichen Bauunternehmer Klaus Sahler beauftragt.
Die Pläne führten zu Protesten aus den Reihen der SPD und anderen Kritikern. Die
Sozialdemokraten führen an, die Stadtverwaltung habe noch nicht nachgewiesen,
dass es tatsächlich einen städtebaulichen Bedarf für dieses Baugebiet in Glessen
gebe.
Die CDU kommentierte die Entscheidung im Stadtrat gestern mit den Worten: "Zwölf
jungen Familien wurden von SPD und Grünen Hoffnungen geraubt." Die CDU-Fraktion
werde alle Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Realisierung der Bauvorhaben der
Familien doch noch zu erreichen.
Quelle:
Kölnische Rundschau v. 31.10.2007
Kommentar Bürgerinfo vom 31.10.2007
Der Antrag des Glessener Architekten und Bauunternehmers Klaus Sahler für die
Katholische Kirchengemeinde Sankt Pankratius Glessen ist mit dem Beschluß des
Rates v. 29.10.2007: "Die gesamte Bauleitplanung für den aufgezeigten Bereich
wird eingestellt und nicht mehr weitergeführt.", nunmehr rechtswirksam vom Rat
beschieden. Der Antrag ist damit amtlich ad acta.
Wieso spricht man eigentlich immer von "Abweichlern" der CDU? Diese abwertende
Bezeichnung wird weder unseren demokratischen Prinzipien gerecht, noch der
vorhandenen Sachlage. Diesen Stadträten innerhalb der CDU sprechen die Glessener
Bürgerinnen und Bürger gleichfalls ihren ausdrücklichen Dank aus.
Diese Stadträte haben im Gegensatz zu manchen Unbelehrbaren innerhalb der CDU
erkannt, dass dieses Baugebiet an der Giethgasse so überflüssig wie ein Kropf
ist. Sie sind der Feststellung des Landrates Werner Stump gefolgt hinsichtlich
der fehlenden planungsrechtlichen Rechtfertigung:
"Die Bauleitpläne entsprechen nicht den Anforderungen des 1 Abs. 3 BauGB, da für
weitere Bauleitpläne in Glessen ein städtebauliches Erfordernis nicht besteht.",
was nach dem Gesetz ein Planungsverbot für die Stadt Bergheim bedeutet. Sie
haben sich nicht den Vorgaben ihrer Fraktionsspitze zugunsten des Glessener
Parteifreundes unterwerfen lassen. Sie haben ausschließlich im Sinne ihres
Mandates gehandelt, welches ihnen schließlich von den Bürgerinnen und Bürgern
übertragen wurde.
Sicherlich werden sie dabei auch an das drohende Desaster für die Bergheimer CDU
gedacht haben, ohne Frage, wenn nämlich dieses leidige Thema einer Bebauung an
der Giethgasse ihnen von den Glessener Bürgerinnen und Bürger weiterhin bis zum
Wahltag vehement vor Augen gehalten würde.
Nun, da die Angelegenheit Giethgasse erledigt ist, kann sich die Bergheimer
Bürgermeisterin Pfordt jetzt für Glessen tatkräftig um die Umsetzung des seit
Jahren beschlossenen und durch den Glessener Bauunternehmer Sahler unerledigten
Baugebietes an der "Dansweiler Straße" im Sinne einer "Familienförderung"
kümmern.
Im Jahr 2004 wurde bereits der Flächennutzungsplan - 81/8. Änderung - Stadtteil
Glessen - "Dansweiler Straße" in der Darstellung von "Fläche für die
Landwirtschaft" in "Wohnbaufläche" (W) geändert. Durch den Aufstellungsbeschluss
des Bebauungsplanes Nr. 220 - Stadtteil Glessen "Östlich Dansweiler Straße" des
Rates der Stadt Bergheim vom 21.07.2003 ist der städtebaulich Bedarf für Glessen
gedeckt.
FS 31.102007
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