Korruption - Das Mass ist voll 
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Das Maß ist voll - Zu Korruption und Vetternwirtschaft in öffentlichen Institutionen

Wer dieser Tage das Radio anmacht oder die Zeitung aufschlägt, der wird auffallend häufig konfrontiert mit Fällen von Korruption und Vetternwirtschaft. Da gibt es Bestechungen von Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees bei der Vergabe der Winterspiele von Salt Lake City, da machen Münchner Polizisten gemeinsame Sache mit Rotlichtgangstern und tun genau das, zu dessen Bekämpfung sie eigentlich da wären, da tritt die gesamte EU-Kommission in Brüssel zurück, weil eine Expertenuntersuchung so verheerend ausfiel, daß der europäischen Regierung gar nichts anderes übrig geblieben ist, als ihren Hut zu nehmen. Das Maß ist voll.

Nun mögen Sie sagen, jemand, der selbst nicht in Verlegenheit kommt, bestochen zu werden, redet sich leicht und es ist keine große Kunst für ihn, anständig zu bleiben. Und Sie könnten auch argumentieren, eine Gesellschaft hat die Sportfunktionäre, die Polizisten, die Politiker, die sie verdient, denn schließlich sind diese Teil eben jener Gesellschaft. So ist es vielleicht, aber so sollte es nicht sein. Denn gerade an Menschen in herausragenden Positionen, denke ich, sind höhere Anforderungen zu stellen, sie sollten eine gewisse Vorbildfunktion haben, auch wenn das etwas altmodisch klingt. Von einer Schamgrenze, die jeder für sich selbst setzen sollte, ganz zu schweigen.

Bleiben wir bei der Politik. "Es wird schwer sein, jemanden zu finden, der auch nur den geringsten Sinn für Verantwortung hat" - haben die "Fünf Weisen" den EU-Kommissaren ins Stammbuch geschrieben. Der kollektive Rücktritt aller ist ein erstes Zeichen von Einsicht, wenn auch unter Druck zustandegekommen. Wobei sich die Einsicht in Grenzen hält, wenn beispielsweise die deutsche Kommissarin Wulf-Mathies, die selbst in etwas schiefem Licht dasteht, wenn sie nichts besseres zu tun hat, als gleich ihren Anspruch auf Rückkehr in eine künftige Kommission anzumelden. Und es ist zwar legal und keine persönliche Bereicherung, daß die ausgeschiedenen Kommissare für drei Jahre ein mehr als stattliches Übergangsgeld bekommen. Wohl aber ist das ein höchst problematisches Privileg, das Begehrlichkeiten weckt und das Augenmaß verlieren läßt für das was angemessen ist, auch in der gesamten Amtsführung.

Die jüngsten Fälle von Korruption und Vetternwirtschaft waren besonders spektakulär und man darf nicht den Fehler machen, zu verallgemeinern. Denn von denen, die anständig sind, hört man weniger in den Massenmedien, die meist nur über die Abweichung von der Norm berichten. Da müssen wir uns auch an der eigenen Nase packen.

Und doch: der Gesamteindruck, der durch solche massiven Korruptionsfälle in Sport, Politik und Polizei entsteht, ist fatal. Was müssen junge Leute denken, wenn sie so etwas vor Augen haben? Abwendung und Verweigerung dürften die Folge sein. Und wer ist gar noch bereit, die Ochsentour auf sich zu nehmen, in die Politik zu gehen, wenn er dann in einem Umfeld landet, das ein so schlechtes Image hat? Das ist der eigentliche Schaden, der durch solche Negativbeispiele entsteht. Die Polizei, Dein Freund und Helfer - nein Danke, werden viele sagen, obwohl die meisten Polizisten ihren Dienst anständig versehen. Oder das sensible Gebiet der Europapolitik, das von vielen ohnehin mit Skepsis betrachtet wird. Die Mißstände in der Kommission sind nicht dazu angetan, Vertrauen in ein politisches Gebilde zu schaffen, das für die Zukunft wichtig ist. Und sie sind eine schwere Hypothek für die weitreichenden Entscheidungen, die jetzt anstehen. Die Quittung kommt im Zweifelsfall bei der Europawahl im Juni.

Ein gutes könnten die Korruptionsfälle der jüngsten Zeit aber dennoch haben. Wenn sie nämlich der Anlaß für bessere Kontrolle und das Einleiten von Reformen sind. Denn nicht nur die Menschen handeln moralisch verwerflich, sondern auch das jeweilige System, das solches Fehlverhalten zuläßt, muß überprüft werden. Ein unüberschaubarer Apparat in Brüssel, eine selbstherrliche Organisation in der Welt des Sports, überforderte Polizisten. Da sollte man ansetzen, um den entstandenen Schaden wenigstens zu begrenzen.

Autorin:
Daniela Philippi

Sendung:
Freitag, 19.03.1999
17.45 Uhr in Bayern 1 - Bayernmagazin

http://dezentrales-abwasser.de/Presse/br_das_mass_ist_voll.htm